Echo o o o
Eine geisterhafte Straßenbahn, aus einer anderen Zeit, fährt mit toten Fenstern durch die Stadt. An den Haltestellen gehen die Türen nicht auf und keiner steigt ein oder aus. Durch die Ritzen des alten Gefährts dringt aromatisierter Nebel und ganz schwach erkennt man bunte Blitze einer Phantom-Orgel. Dann setzt sich die abgedunkelte Elektro-Kutsche in Bewegung. Scheinbar mühelos angetrieben vom Klang gequälter Elfen und ausatmender Wale.
Das fahrende Tableau Vivant erinnert an ein Totenschiff auf Schienen. Ist es die Kultur, die hier zu Grabe getragen wird, oder das steigende Misstrauen einer Gesellschaft, die immer lauter nach Transparenz, Selbstregulierung und Akteneinsicht ruft?
Vor einem halben Jahr schenkten die Theaterbanden Showcase Beat Le Mot und Invisible Playground Halle ein interaktives Stadtspiel, doch keiner wollte teilnehmen. Das Stück Horror Breite Gegenwart geriet zu einer Veranstaltung von Geistern & Gespenstern. Nun kehren die Zauberlehrlinge (oder Theatermagier, je nach Größenwahnfaktor) zurück und lassen ihrerseits niemanden rein, nicht am ersten Tag, nicht am zweiten Tag, vielleicht am dritten Tag.
Manche würden der Inszenierung den Titel „ Überwachen und Strafen“ geben. Andere sehen darin Kafkas Naturtheater von Oklahoma ohne Farben und Fanfaren. SCBLM denken aber nicht in Titeln und Bedeutungen. Für sie ist Echo o o o ein fahrendes schwarzes Loch, das im Liniennetz der HAVAG alles einatmet. Das Licht, die Luft, die Gerüche und Gegenstände. Die Echo o o o fährt so lange, bis alles schwarz geworden ist und die Bewohner der Stadt die Ordnung der Dinge neu würfeln müssen.
Eine Produktion von Showcase Beat Le Mot in Koproduktion mit Neues Theater Halle.
Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes